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Fahrradklima-Test 2022 Sachsen-Anhalt

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 Fahrradklima Test 2022 

 Schlechte Noten für Sachsen-Anhalt 

Beim Fahrradklima-Test 2022, der alle zwei Jahre im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) durchgeführt wird haben die Städte in Sachsen-Anhalt erneut die Schulnote 4 bekommen. Insgesamt hat sich die Note im Vergleich zu 2020 erneut leicht verschlechtert. Deutschlandweit wurden 245.000 Radfahrende befragt. In Sachsen-Anhalt haben sich mit 4600 Menschen 13% mehr beteiligt als im Jahr 2020. Wie 2020 haben es 21 Städte in die Wertung geschafft. Im bundesweiten Vergleich liegt Sachsen-Anhalt mit der Note ausreichend (4,3) im unteren Drittel. Neben den 27 Standardfragen konnten die Teilnehmenden einmalig 5 Zusatzfragen zum Radverkehr im ländlichen Raum beantworten. 1700 Kommentare geben wertvolle Hinweise für die Städte und Landkreise.

In die Wertung kamen die drei Oberzentren Magdeburg, Halle (Saale) und Dessau-Roßlau wobei letztere als einzige in der  Stadtgrößenklasse 50.000 bis 100.000 Menschen liegt. Weitere 16 Städte finden sich in der Größenklasse 20.000 bis 50.000 und zwei Städte in der Klasse <20.000 Menschen. Die Spannbreite der 21 Städte reicht von der Note 4+ (3,7) bis 5+ (4,7). Nur eine Stadt konnte das Ergebnis gegenüber 2020 leicht verbessern wohingegen bei 8 Städten eine leichte oder starke Verschlechterung und beim Rest eine Konstanz zu verzeichnen ist.

Insgesamt am schlechtesten bewertet werden die Ausleihmöglichkeit für Fahrräder, die Werbung für Radfahren und die Führung an Baustellen, allesamt Note 4,9. Die Breite der Radwege gepaart mit der  Oberflächenbeschaffenheit bekommt die Note 4,8 und die Fahrradförderung in jüngster Zeit die Note 4,7.
Die Schulnoten für die 5 Zusatzfragen zum ländlichen Raum entsprechen dem Ergebnis der 27 Standardfragen mit der Note ausreichend. Die Spannweite reicht hier von 3,5 bis 4,7 und im bundesweiten Vergleich liegen die Städte in der 2. Hälfte der Platzierungen. In der Stadtgrößenklasse 20.000-50.000 Menschen finden sich bei den
Zusatzfragen allein fünf Städte aus Sachsen-Anhalt unter den 10 Letztplatzierten.

Für die Wahl des Verkehrsmittels Fahrrad ist die gefühlte Sicherheit der Radfahrenden entscheidend. Auf die Frage, ob sich Radfahrende eher sicher oder unsicher fühlen, tendieren 3 von 4 Personen zu eher unsicher. Im Jahr 2020 lag dieser Wert noch bei 2 von 3 Personen. Mit diesem Trend unterscheidet sich Sachsen-Anhalt vom übrigenBundesgebiet, denn laut Fahrrad-Monitor Deutschland fühlen sich immer Menschen auf dem Rad sicherer. Bestätigt wird der negative Trend für Sachsen-Anhalt bei den Fragen „Konflikte mit Autofahrenden“ und „Fahren im Mischverkehr“, wo die Tendenz zu mehr Konflikten und mehr Bedrängnis geht. „Das ist ein besorgniserregender Trend, dem sich die Städte und das Land nicht verschließen dürfen“ sagt der Vorsitzende des ADFC Stephan Marahrens. „Eigentlich“ so Marahrens, „sollte seit Einführung des Überholabstandes von 1,50 Meter innerorts und 2 Meter außerorts in die StVO vor 3 Jahren die gefühlte Sicherheit steigen! Offensichtlich bedarf es hier neben sicherer Infrastruktur der weiteren Aufklärung und Kampagnenarbeit auf allen Ebenen! Bei den Rahmenbedingungen wünschen sich 80% der Radfahrenden laut Fahrradklima-Test mehr Akzeptanz im Straßenverkehr und ein konfliktfreies Miteinander.

Sachsen-Anhalt möchte laut Landesradverkehrsplan bis 2030 ein Fahrradland werden. „Die Weichen dafür müssen jetzt gestellt werden“, sagt Marahrens. „Im Grunde ist es einfach“, weiß der Vorsitzende: „Sichere und komfortable Radwege sind der Schlüssel für gute Schulnoten! Das Land will 50 Kilometer im Jahr bauen! Wenn dann noch streckenbezogene Geschwindigkeitsbegrenzungen, Fahrradstraßen oder geschützte Radfahrstreifen hinzukommen, steigt die gefühlte Sicherheit, Radfahrende dürfen sich akzeptiert fühlen und die Vision Fahrradland bekommt Konturen“! Eins weiß Marahrens aber auch, für viele dieser Maßnahmen brauchen wir ein neues Straßenverkehrsgesetz und hier ist die Bundesregierung laut Koalitionsvertrag in der Pflicht endlich zu liefern.“

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