Fahrradklima-Test 2018 

 Die Ergebnisse 

Fahrradklima-Test 2018:

Radfahrende geben Sachsen-Anhalts Städten schlechte Noten.

Bei den am 9. April 2019 von BMVI und ADFC veröffentlichten Ergebnissen des bundesweiten Fahrradklima-Test erhielten Sachsen-Anhalts Städte erneut schlechte Noten. Radfahrende in ganz Deutschland hatten vom 01. September bis zum 31. November 2018 Zeit das Fahrradklima in ihrer Stadt zu bewerten. Gefragt wurde beispielsweise, ob das Radfahren Spaß macht oder Stress ist und wie Radfahrende bestimmte Situationen im Verkehrsalltag erleben. Dabei erhielten fast alle Städte in Sachsen-Anhalt die Gesamtnote vier. Damit liegt das Land im bundesweiten Vergleich nahezu unverändert weit hinten. Besonders schlechte Bewertungen gibt es im gesamten Bundesland für die Umleitungsführung an Baustellen, den Fahrraddiebstahl und die Falschparkerkontrolle auf Radwegen. Ähnlich schlechte Ergebnisse gab es bei der erstmalig durchgeführten Bewertung der Kinder- und Familienfreundlichkeit. So wurde u.a. durchweg schlecht bewertet, dass man Kinder nicht sicher mit dem Fahrrad fahren lassen kann.

Mit diesen Ergebnissen könne man nicht zufrieden sein, meint der Vorsitzende des ADFC Sachsen-Anhalt Martin Hoffmann. "Die Kommunen in Sachsen-Anhalt haben in den letzten zwei Jahren erneut den Trend verschlafen. Immer mehr Städte deutschlandweit investieren in den Radverkehr, weil sie um dessen Vorteile und Bedeutung wissen. In unserem Bundesland tut sich, wie die Ergebnisse zeigen, noch zu wenig. Es liegt am politischen Willen. Wer Radverkehr in seiner Stadt fördern will, muss investieren. Dabei ist Radverkehr nicht einmal teuer, ab sehr effizient." 

Hoffmann sieht in der Auswertung der Ergebnisse aber auch Positives. Noch nie haben sich so viele Radfahrende an der Befragung beteiligt, wie im vergangenen Jahr. Auch in Sachsen-Anhalt nahmen rund 3000 Menschen am Fahrradklimatest teil. In der Landeshauptstadt Magdeburg verdreifachten sich die Zahlen sogar. "In den Ergebnissen und der hohen Beteiligung zeigt sich, dass die Menschen in Sachsen-Anhalt immer lauter und öfter mehr Platz fürs Rad fordern." so der Vorsitzende des ADFC Sachsen-Anhalt. Dies sei auch in Bezug auf die bevorstehenden Kommunalwahlen sehr interessant. Die Teilnehmenden haben aufzeigt, was falsch liefe, jetzt müssten die Städte und Kommunen diese detaillierte Kritik annehmen und echte Veränderungen herbeiführen.

Um ähnlich schlechte Ergebnisse in den kommenden Jahren zu vermeiden fordert der ADFC Sachsen-Anhalt die Städte und Kommunen dazu auf einen eigenen Haushaltstitel für Radverkehr einzurichten. Dabei sollen sich die Kommunen an den im nationalen Radverkehrsplan des BMVI empfohlenen Mindestinvestitionen von 8 € pro Einwohner*in und Jahr orientieren. Auch an die Landespolitik gebe es klare Erwartungen. So müssten begonnene wichtige Schritte weiterverfolgt werden, wie die schnellstmögliche Gründung einer Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Kommunen (AGFK) und die konsequente Anwendung der Richtlinien beim Bau von Radverkehrsanlagen. Bei der AGFK liegt die große Chance für die Kommunen den Radverkehr voranzubringen und damit Bundeslandweit einen großen Schritt nach vorn zu machen. Positiv bewertet der ADFC Sachsen-Anhalt die Einrichtung der Koordinationsstelle für den Radverkehr im Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr und den Beschluss des Landtags zu „Vision Zero“ und den Beschluss zur kommunalen Straßenbaufinanzierung, der die Empfänger verpflichtet 8 % der Mittel für Radinfrastruktur zu verwenden.

Weitere Informationen zum Fahrradklimatest:

Magdeburg und Halle 
In der Größenkategorie 200.000 bis 500.000 Einwohner*innen nehmen in Sachsen-Anhalt Halle und Magdeburg teil. Magdeburgs Bewertung bleibt nahezu unverändert. Bei der Befragung 2016 erhielt die Landeshauptstadt die Note 4,3, 2018 die Note 4,2. Signifikante Veränderungen gab es nur bei der Verfügbarkeit öffentlicher Fahrräder, die jetzt deutlich schlechter bewertet wird. In Halle stagnieren die Werte ebenfalls mit einer Wertung von 4,2 im Jahr 2016 auf 4,4 im Jahr 2018. In beiden Städten zählen Fahrraddiebstahl, Falschparken auf Radwegen und die schlechte Radverkehrsführung an Baustellen zu den größten Problemen. Sie erhalten aber ebenfalls unverändert bei fast allen Fragen schlechte Noten. 

Dessau: 
In der Kategorie 50.000 bis 200.000 Einwohner*innen nimmt die Stadt Dessau teil und belegt im bundesweiten Vergleich Platz 19 von 106 in der Größenkategorie. Besonders positiv wird die Erreichbarkeit des Stadtzentrums und die Möglichkeit zügig Radfahren zu können wertet. Probleme sehen die Dessauer*innen Beim Winterdienst, den zu engen Radwegen, fehlenden öffentlichen Fahrrädern und Mangelnder Werbung für den Radverkehr

Kleinstädte:
In der Kategorie der Städte bis 50000 Einwohner*innen nehmen zehn Städte aus Sachsen-Anhalt teil, darunter Wittenberg, Halberstadt und Stendal. Halberstadt reichte im Test eine Rekordbeteiligung. Über 270 Einwohner*innen beteiligten sich an der Bewertung der Fahrradfreundlichkeit. siehe auch: https://www.fahrradklima-test.de/karte

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