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Radverkehr in der „Kavalier“

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Dessau-Roßlau macht die Kavalierstraße, kurz: „Kavalier“, schick für die Zukunft der Stadt. 2019 dürfen Gäste und BürgerInnen flanieren, verweilen und das Bauhaus-Museum bewundern. Die Bauphase erfordert Geduld vom Handel, allen BürgerInnen und Gästen. Die MZ-Lokalredaktion hat uns gefragt wie wir die Situation des Radverkehrs einschätzen. Wir haben eine Antwort gegeben, die wir hier veröffentlichen. Um es gleich zu sagen: Einerseits sind wir enttäuscht, andererseits geben die Platzverhältnisse in Anbetracht des Zeitdrucks nicht mehr her. Deswegen haben wir einen Vorschlag für die Umfahrung gemacht. Außerdem greifen wir das leidige Thema Umleitungsbeschilderung für den Fahrzeugverkehr auf. Wir empfehlen: Einfach mal „Mit`s Rad NATÜRLICH“ oder zu Fuß zur „Kavalier“ und dem Genörgel über fehlende Parkplätze kreativ begegnen.

Die „Kavalier“ putzt sich raus. Das Bauhaus-Museum entsteht. Wor fährt der Radverkehr? ADFC Dessau

Radverkehr Kavalierstraße in der Bauphase

Auf Bitte des ADFC gab es eine Beratung zur Situation des Radverkehrs in der aktuellen Bauphase. Ausgangspunkt waren die nicht nachvollziehbaren Sperrungen der Radwegfurten auf der Museumskreuzung sowie die veränderten Ampelschaltungen, die eine Zumutung waren und sind. Uns ist bewusst, dass bei einer Baumaßnahme, die erheblichem Zeitdruck unterliegt gewisse Restriktionen nötig sind, die Maßnahmen auf der Museumskreuzung konnten wir nicht akzeptieren. Dem ADFC wurde versichert, dass nach Fertigstellung des ersten Bauabschnittes die Sperrungen aufgehoben werden, so dass wir den Kompromiss akzeptiert haben.

Entscheidender ist die öffentliche Ankündigung der Stadt, dass es während der Bauphase zu jedem Zeitpunkt geeignete Lösungen für den Radverkehr geben soll. Die Lösung: Gehweg mit Zusatzeichen „Radfahrer frei“ gehört nicht in die Kategorie „geeignete Lösung“. Uns ist bewusst, dass nicht genügend Platz vorhanden ist, wenn alles pünktlich fertig werden soll. Auf der anderen Seite darf sich niemand wundern, wenn mit der häufig in Dessau und Roßlau praktizierten Lösung den Radverkehr auf dem Gehweg zu führen Konflikte zu Lasten der Fußgänger entstehen. Nicht umsonst wird in der Stadt oft der Gehweg zum Radfahren benutzt. Wir sagen: Radverkehr gehört nicht auf den Fußweg! Die Platzverhältnisse in der Baustelle geben offensichtlich keine getrennte Führung von Radfahrenden und Fußgängern her. Deswegen haben wir angeregt für alle Menschen, die mit dem Fahrrad ihre täglichen Wege zurücklegen müssen und nicht das Ziel „Kavalier“ ansteuern, zwei Umleitungsstrecken einzurichten. Von Süden kommend über die Kantorstraße, die temporär für diesen Zweck als Fahrradstraße gewidmet werden könnte und weiter durch die Zerbster Straße bis zum Albrechtsplatz sowie in Gegenrichtung mit temporärer Querungshilfe auf Höhe Kantorstraße über die Franzstraße. Als zweite Variante könnte in der Antoinettenstraße ein altes Projekt des Tiefbauamtes umgesetzt werden und in Fahrtrichtung Stadtpark ein Schutzstreifen markiert werden. Weiter durch den Stadtpark um dann im Hofbereich der MZ, kurz vor der Museumskreuzung, wieder auf die Kavalierstraße zu wechseln. Beides sind effiziente Maßnahmen dem Radverkehr in der Bauphase Alternativen zu eröffnen und nebenbei Werbung für das Radfahren zu machen!

In der Adventszeit sehen wir das nächste Problem, dass die radfahrende Bevölkerung jedes Jahr zum Weihnachtsmarkt einholt. Die Durchfahrt durch die Zerbster Straße ist nicht möglich. Das bedeutet in der diesjährigen Adventszeit wird es nahezu unmöglich für Radfahrende die Innenstadt mit vertretbaren Umwegen und Zeitaufwand zu durchfahren. Dabei wäre es so wichtig, dass mehr Menschen das Fahrrad nutzen, weil wir alle lieber bei winterlichen Temperaturen unseren Glühwein oder Kinderpunsch auf dem Weihnachtsmarkt trinken. Immerhin kann ein Drittel der CO2 – Menge im Verkehrssektor eingespart werden kann.

Drei weitere Aspekte liegen uns zum Thema Kavalierstraße und für die Berichterstattung am Herzen:

Ein Problem sind die Umleitungsschilder für den motorisierten Verkehr. Bei jeder kleineren oder größeren Baumaßnahme in der Stadt ist der ADFC gefordert zu prüfen ob diese Schilder auf dem Radweg stehen und die Gesundheit der Radfahrenden gefährden. Extrembeispiel ist aktuell ein Umleitungsschild im Bereich Johannbau/ Muldebalkon. Bei diesem Schild ist dringend Gefahrenabwehr angezeigt, bevor schlimmeres passiert. Für den ADFC ist nicht nachvollziehbar, dass von den ausführenden Firmen keinerlei Sensibilität für die Belange der radfahrenden Bevölkerung besteht. Wir können keinen Lerneffekt feststellen. Wer wird am Ende die Verantwortung übernehmen, wenn schlimmste Kopfverletzungen auftreten?

Alle BürgerInnen freuen sich auf die neue „Kavalier“ zum Flanieren und Einkaufen. Wir auch! Worüber wir uns nicht freuen, ist die zukünftige Führung des Radverkehrs im Bereich des Rathaus-Centers und des Bauhaus-Museums. Wir haben in der Planungsphase mehrfach darauf hingewiesen, dass es später zu Konflikten zwischen Radfahrenden und Fußgängern kommen wird. Dies besonders im Eingangsbereich des Rathaus-Centers und des Bauhaus-Museums. Andere Lösungen waren denkbar, wurden von uns vorgestellt. Leider ohne Erfolg. Wollen wir hoffen, dass unsere Befürchtungen nicht eintreten.

Zu guter Letzt eine Bitte. In der aktuellen öffentlichen Diskussion wurde viel zu wenig darauf verwiesen, dass es in der Bauphase lohnend sein kann einfach mal „Mit`s Rad NATÜRLICH“ oder zu Fuß die „Kavalier“ zu besuchen! Leider fehlt es im Moment an geeigneten Fahrradabstellanlagen. Im Bereich Rathaus-Center regen wir an die alten Felgenklemmer bis zum Ende der Bauphase unter den Arkaden zwischen den Säulen zu platzieren und nicht wie derzeit praktiziert auf der Baustelle rumliegen zu lassen. In der neuen „Kavalier“ wird es endlich vernünftige Abstellanlagen geben, ob diese ausreichen wird sich zeigen.

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